Mein Schulsteckbrief (1945-52)

von Manfred Hüllen | Meine erste Schule war in Erkrath bei Düsseldorf, 4 km vom Neandertaler Fundort im Neandertal.

118 Kinder in der ersten Klasse – es war das totale Chaos.

Jedoch morgens um kurz nach 10 Uhr gab es ins Kochgeschirr einen Löffel voll Suppe, gespendet von unseren Besatzern, den Engländern. So lernten wir unsere Befreier kennen und schätzen.

Ein aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrter Lehrer brachte Hilfe, und unsere Klasse wurde halbiert. Die Mädchen bekamen die Lehrerin und wir bekamen den Lehrer, er ist mir als sehr ruhiger und besonnener Mann in Erinnerung geblieben.

Umzug nach Düsseldorf Unterrath, Schule Golzheimer Weg. Da die Schule in Trümmern lag, wurden wir in zwei Nissenhütten unterrichtet. Das war 1946/47 im kalten Winter bis 30 Grad minus extrem schlecht.

Da ich der später „Hinzugekommene“ war, musste ich hinten sitzen. Der Ofen war vorne neben dem Pult der Lehrerin.

Zum Glück wurde ich in die nächste Klasse versetzt und noch besser: Wieder zogen wir um nach Düsseldorf Bilk, und ich damit in die Schule Neusserstraße.

Mein Vorteil hier war ein Kohlenhandel und ich konnte Geld verdienen, indem ich älteren Menschen half, Kohlen in ihre Wohnung zu tragen. Obendrauf gab es vom Kohlenhändler Briketts für uns.

Im Zwischenzeugnis dann jedoch 5 mal 5, mangelhaft. Versetzung mehr als gefährdet!

Habe mich dann selbst abgemeldet in der Schule, wegen Umzug von der Neusserstr. in die Martinstr., die Schule hat es akzeptiert. Und dann in der neuen Schule Aachenerstr. wie bekloppt gelernt und, oh Wunder, mit nur einer 5 wieder versetzt – „Et hett noch immer jot jejange“!

Dann Umzug nach Düsseldorf Rath ,Ratherkreuzweg in eine Neubauwohnung, noch mit nassen Wänden. Tapeten konnten nicht geklebt werden, aber ich hatte ein kleines eigenes Zimmer.

Relativ ungefährdet meine Versetzung. Ich brauchte auch nicht mehr zu klauen oder Kippen für Zigaretten zu sammeln usw. Die Lehrer schlugen auch immer weniger – bis auf einen Priester, der verteilte für sein Leben gerne schallende Ohrfeigen. Mein Vater sagte ihm: „Noch einmal, und dann werde ich Sie schlagen!“. Er machte es nicht mehr – zumindest nicht bei mir.

Dann 1952 großer Umzug nach Siegen/Westfalen. Hier musste ich erst einmal den Klassenstärksten verhauen, und dadurch hatte ich keine Respektsprobleme mehr in der Klasse. Leider war es so.

Zum Schluss das Beste für mich, keine 5 im Abschlusszeugnis. Dafür in Religion nur ein Befriedigend!

Das war dann so meine Volksschulzeit.

Insgesamt habe ich 3x den Rohrstock kennen gelernt und mehrere Ohrfeigen einstecken müssen. Ich kann nicht sagen, ob ich einen Schaden davongetragen habe, aber ohne Schläge wäre es wesentlich besser gewesen.

Autor: Manfred Hüllen