von Frauke Petershagen | Es gibt Ereignisse, die man einfach nicht vergessen kann, über die man sich noch heute freut, obgleich es schon lange her ist und das Leben sich im Lauf von Jahrzehnten total verändert hat. Ganz besonders was Wünsche und Ansichten betrifft.
Zu meiner Konfirmation im März 1951 wollten mir meine Eltern eine Uhr schenken. Eine Armbanduhr. Nicht lange vor dem großen Tag hatten sie mir das gesagt. Zu der Zeit war so ein Chronometer etwas ganz Besonderes.
Damals war es absolut nicht üblich, dass ein Kind so wie heutzutage bereits zu Schulzeiten mit einer Uhr rumlief. Die meisten Erwachsenen hatten zwar eine, entweder am Arm oder in der Westentasche, wenn auch nicht immer aus Edelmetall. Die erhielt wohl ein Angestellter, der sich um seine Firma verdient gemacht hatte, von seinem Chef zum 25. Arbeitsjubiläum. Das kostbare Stück wurde dann gehegt und gepflegt und vom Vater auf den Sohn vererbt.
Schon lange hatte ich mir eine Uhr gewünscht und nun sollte ich eine kriegen! Ich war außer mir vor Freude. – Wegen des Preises hatten meine Eltern eine Vorauswahl getroffen. Unter sechs verschiedenen Uhren durfte ich mir eine aussuchen. Ich entschied mich für eine zierliche Damenuhr mit schwarzem Kordelband. Sie war natürlich zum Aufziehen, denn digitale Uhren gab es zu der Zeit noch nicht.
Am liebsten hätte ich sie gleich umgebunden, das haben meine Eltern allerdings nicht zugelassen.
Aber ich habe meinen Kopf über den Tisch gebeugt, mein Ohr dicht an die Uhr gelegt und auf das Ticken gelauscht. Ticke, ticke, tick! Rein närrisch vor Glück war ich und konnte mich nicht wieder einkriegen.
Wenn ich heute daran denke, muss ich schmunzeln, aber zu der Zeit war es für mich das schönste Geschenk, das ich je erhalten hatte.
Autorin: Frauke Petershagen