Kein Wasser, kein Gas, kein Licht! (1945-55)

von Claus Günther | Heißt das etwa: Kein gar nichts? Doch! Denn das hieß auch: Keine Angst, kein Fliegeralarm, keine Verdunkelung! Der furchtbare Krieg war endlich vorbei, Deutschland hatte bedingungslos kapituliert am 8. Mai 1945, das „Tausendjährige Reich“ der Nazis hatte aufgehört zu existieren.

Wer überlebt hatte, fror im eiskalten Winter, viele hungerten, und nicht wenige fanden den Tod. Einschränken musste sich jeder; Strom und Gas gab es nur zu bestimmten Zeiten. Das Essen für die ganze Familie wurde vorgekocht und kam in die Kochkiste, die mit Zeitungspapier ausgekleidet war. Wenn ich mittags durchgefroren aus der Schule kam, legte ich mich angekleidet ins Bett und wärmte meine eiskalten Füße am Kochtopf, der für mich ans Fußende gestellt wurde.

Eine alte Petroleumlampe feierte Auferstehung, übrig geblieben aus ferner Zeit (erst ab 1940 gab es in ganz Deutschland elektrisches Licht). Nun funzelte sie stinkend vor sich hin. Aber es war Licht!

Wasser – ist zum Waschen da, zum Kochen und zum Spülen. Es fließt … Dank Durchlauferhitzer oder Boiler kannst du es mühelos regulieren: kalt, warm, heiß, ganz nach Wunsch. Aber mancherorts floss früher gar nichts, jedenfalls nicht mühelos. In Holm-Seppensen hatten wir 1955 ein Plumpsklo mit Herzchen in der Tür. Wasser wurde eimerweise mittels einer Pumpe befördert, die auf dem Grundstück stand. An manchen Tagen im Winter aber war die Pumpe eingefroren. Doch wir hörten ja abends den Wetterbericht – und sorgten vor, eimerweise.

Wie schon mein Vater sagte: „Es geht alles, wenn man nur will.“

Autor: Claus Günther