Freie Fahrt ins Glück (1974)

von Karl-Heinrich Büchner | Momente des Glücks – erinnere ich mich an solche? Etwas, was so ein bisschen nach Glück schmeckte, verband sich vor Jahrzehnten mit dem ausgehändigten Führerschein. Das war irgendwie wichtiger und besser als der Personalausweis oder das erwartete Abitur. Jedenfalls tauchten bei mir bei der Frage nach erlebten Glücksmomenten nicht gleich eine oder gar mehrere Erinnerungen auf. Natürlich gab es wichtige und einschneidende Erlebnisse für mich, aber als erfahrenes Glück würde ich sie nicht bezeichnen.

Vermutlich bringt es jetzt wenig, sich über wichtige Aspekte des Glücks allgemein Gedanken zu machen. Vermutlich ist man sich schon bewusst, wenn man etwas erlebt hat, das man selbst als glücklichen Moment bezeichnet. Zumindest als ‚kleines‘ Glück, dass so unangekündigt daherkommt und nicht an herausragende Daten im Lebensweg geheftet ist. Ein ‚kleines‘ Glück ereignet sich einfach und leuchtet für einen Moment auf der Lebensbahn.

Beim längeren Nachdenken über erlebtes Glück fiel mir allerdings etwas ein, was lange zurückliegt und ungefähr fünf Stunden dauerte. Wir (vier Erwachsene und zwei Kinder) fuhren mit einem VW-Bulli nach Griechenland. Es war 1974 in der ersten Märzhälfte am Ortsausgang von Graz und Sonntagmorgen gegen sieben Uhr. Kein Mensch, keine Tankstelle, keine Werkstatt in dieser ‚Ödnis‘ weit und breit.

Jede, wirklich jede Elektrik im Auto einschließlich der Motorzündung fiel nach Überfahren eines Bahnüberganges schlagartig aus. Keiner von uns kannte sich hinreichend mit Autos aus. Und nun? Immerhin gab es von diesem Gefährt eine Bedienungsanleitung einschließlich Schaltplan.

Nach langem Nachdenken vermutete ich eine bestimmte Stelle, an der die Unbill zugeschlagen hatte. Dann kroch ich unter das Auto und sah die Abbruchstelle des wichtigen Kabels. Nur war es mehr als schwierig, dieses Kabel wieder an der Stelle anzuschrauben, wo es abgebrochen war. Irgendwie war es zu kurz und löste sich immer wieder. Obendrein bedurfte es des Arbeitens über Kopf, was die Arme immer schwerer werden ließen. Aber mir fiel keine andere Lösung als erneutes Anschrauben des Kabels für unser Problem ein.

Nach gut zwei Stunden und ermatteten Armen hielt das Kabel und löste sich auch nicht mehr während der ganzen Griechenlandfahrt. Auch nicht auf den vielen Feldwegen. Das Weiterfahren war für mich ein Glücksmoment!

Autor: Karl-Heinrich Büchner