Der Segen einer Wäscheschleuder (1962 bis heute)

von Irmgard Schulz | Nach unserem ersten Kind, einer Tochter, bekamen wir im Dezember 1962 einen Sohn. Zu der Zeit wohnten wir in einer Neubauwohnung mit Ofenheizung unterhalb des Michels, die wir nur sehr schwer und mit Bedingungen des Vermieters bekommen hatten.

Pampers gab es zu der Zeit noch nicht, die Babys wurden mit Stoffwindeln gewickelt und in Luren (dicken Baumwoll-Unterlagen) eingepackt. Diese Windeln wurden erst ausgespült, dann in einem großen Kochtopf auf dem Herd ausgekocht, im Bad ausgespült und ausgewrungen und schließlich über Nacht vor dem Kohleofen zum Trocknen aufgehängt. Das Ganze passierte ebenso mit den Luren, Strampelanzügen, Lätzchen und der gesamten Babykleidung. Viel Babyzeug hatten wir zu der Zeit nicht.

Im nächsten Jahr konnten wir dann in eine schöne Altbauwohnung mit Zentralheizung und einem Balkon umziehen. Es war eine schöne Wohnung mit hohen Decken und Holzfußboden, in einer grünen Umgebung mit einem großen Spielplatz, hohen Bäumen und tollen Nachbarn.

Es gab nur einen kleinen Nachteil. Das war die kleine Kochnische, die vom Wohnzimmer abging. Für mich hieß das, die Wäsche wurde wie vorher im Bad ausgespült, in die Küche getragen und gekocht und wieder ins Bad getragen zum Spülen, Auswringen und dort Aufhängen, im Sommer auch auf dem Balkon.

Zum Geburtstag unseres Sohnes bekamen wir von meinen Eltern eine Wäscheschleuder geschenkt, die auch noch denselben Namen hatte wie mein Sohn: Thomas. Jetzt konnte ich die gewaschene Wäsche immerhin schon mal schleudern lassen und gleich aufhängen. Ein großer Segen!

Als wir uns später eine Waschmaschine kaufen konnten, war es perfekt. Ich saß vor dem Bullauge wie vor einem Fernseher und schaute meiner Wäsche zu. Sie musste danach nur noch in die Schleuder und zum Trocknen aufgehängt werden, im Sommer auf dem Balkon in der Sonne.

Diese Waschmaschine hat uns, genau wie die Schleuder, noch 25 Jahre die Treue gehalten.

Autorin: Irmgard Schulz